Ablauf der Blutegeltherapie
Nach Abklärung der folgenden Kontraindikationen kann die Blutegeltherapie angewendet werden:
- Leberzirrhose
- HIV/Aids
- Blutgerinnungsstörungen
- Einnahme von Cumarinen
- Einnahme von Rivoroxaban, Apixaban, Clopidogrel
- Wundheilungsstörungen
- Keloidneigung
- Magenblutung/erosive Gastritis
- anstehende Operationen
- schlecht eingestellter Diabetes
- Kachexie
- schwere Anämien
- Krebserkrankungen
- bestehende Tendenz zu Anaphylaxien
Die zu behandelnden Areale dürfen nicht parfümiert oder durch Salben beeinflusst sein. Blutegel reagieren sehr sensibel auf bestimmte Gerüche. Im Ablauf der Blutegeltherapie beißen die Tiere in der Regel innerhalb von 10-20 Minuten an und saugen dann 30 bis 90 Minuten am Körper. Der Anbiss wird als ein leichtes Brennen wahrgenommen, manchmal aber auch nicht bemerkt. Nach ca. 15 Minuten lässt das leichte, unregelmäßige Brennen nach. Danach bluten die Bissstellen kontinuierlich 8- 12 Stunden nach. Die Menge an Blut, die man verliert, hält sich dabei in Grenzen(40 – 60ml pro Blutegel). Der Patient sollte genügend trinken und sich in dieser Zeit ausruhen. Am Tag der Blutegeltherapie ist arbeiten nicht mehr möglich.
Nachsorge
Nachdem die Blutegel abgefallen sind, wird ein lockerer Verband angelegt. In der Regel muss dieser nach ein paar Stunden gewechselt werden, weil die Blutung durchkommt. Das kann der Patient nach kurzer Anleitung zu Hause alleine machen. Nur an ungünstigen Stellen bedarf es der Hilfe durch Partner/Mitbewohner. Die lange Nachblutung ist absolut wichtig und erwünscht – diese stellt eine Art Aderlass dar.
Am nächsten Morgen werden die Bissstellen kontrolliert. Diese sind meist blau-rötlich verfärbt und etwas erhaben. Nach 1-2 Tagen kann es sein, dass ein relativ hartnäckiger Juckreiz auftritt. Hier können kühlende Wickel (Retterspitz) oder antiallergische Salben Linderung bringen. Der Prozess der Wundheilung dauert in der Regel 7 – 14 Tage.
Gerne begleite ich die Blutegeltherapie mit Pflanzenheilkunde, Mykotherapie, Vitamin D und Mineralstoffen.
Mögliche Nebenwirkungen
Sehr häufig (> 1/10)
- kann ein lokaler Schmerz bis zu 5 Minuten auftreten, der sich wie ein kleiner Stich einer dünnen Kanüle, ein leichter Stromstoß oder das Brennen einer Brennnessel anfühlen kann.
- können die Ränder der dreizackigen Biss-Wunde, verbunden mit leichtem Spannungsgefühl, anschwellen. Dies kann i.d.R. 12 – 48 Stunden anhalten.
- kann ein lokaler Juckreiz einige Stunden nach der Egeltherapie für 2-3 Tage auftreten.
- können rot-violette Verfärbungen der Bissränder, die später gelblich werden für bis zu 2 Wochen anhalten ( Hämatom = „blauer Fleck“).
- können die regionalen Lymphknoten anschwellen.
Häufig ( > 1 / 100 )
- können stärkere Nachblutungen mit begleitendem Abfall des Hämoglobinwertes auftreten.
- können eng lokalisierte Entzündungen mit teilweise papulösen Erhebungen der Bissstelle – begleitend mit Juckreiz – auftreten.
- lokal begrenzte allergische und allergieähnliche Symptome auftreten.
- kann ein mehrtägiges Anschwellen des Behandlungsareals bei Ansetzen an den Extremitäten (Beine, Arme) auftreten
Gelegentlich ( > 1 / 1000 )
- kann ein starker Blutdruckabfall (aufgrund Kreislaufdepression und vasovagaler Reaktion) auftreten.
Selten ( > 1 / 10000 )
- können ausgeprägte lokale Entzündungen, z.B. Wundrose (Erysipel), Entzündungen der Lymphbahnen (Lymphangitiden) auftreten. Hier empfiehlt sich als Gegenmittel : Cephalosporine der 3. Generation, bzw. Gyrasehemmer.
Sehr selten (< 1 / 10000 )
- Arthropodenreaktion(B -Zell Pseudolymphom)
- Anaphylaktischer Schock mit lebensbedrohlichem Verlauf. Notfall!
- kann eine systemische Infektion mit Sepsis, z.B. durch Sekundärinfektion der Wunde(verschiedene Erreger möglich) oder durch Primärinfektionen mit Aeromonas hydrophila oder Aeromonas veronii biovar sobria auftreten. Hier empfiehlt sich als Gegenmittel : begleitende Antibiose mit Cephalosporinen der 3. Generation bzw. Gyrasehemmern.
- transfusionsbedingter Blutverlust.