Irisdiagnose und Pflanzenheilkunde
Irisdiagnose
Die Augendiagnose als Hinweisdiagnostik betrachtet das lebendige Bindegewebe der Iris. Sie gibt dem geübten Therapeuten Informationen aus deren Gestalt, Struktur und Farbe. Auch die Sklera wird nach verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet(Gefäßverläufe, Verfärbungen). Augendiagnose basiert auf dem Forscherdrang und der Erfahrung vieler großer Augendiagnostiker(Deck, Kabisch, Angerer, Madaus, Felke, Schnabel, etc.). Heute praktizieren vorwiegend Heilpraktikern diese Hinweisdiagnostik.
Die Augendiagnose ersetzt natürlich keine Endoskopie bzw. ein Blutbild, gibt aber Hinweise über die Konstitution des Patienten und seine „persönlichen Achillessehnen“. Sie unterstützt mich durch einen Blick ins Auge bei der Wahl der passenden Heilmittel (Pflanzen, Schüsslersalze, Ernährung). Die Iris wird dabei in drei Grundkonstitutionen eingeteilt(Lymphatische -, Hämatogene – und Biliäre Konstitution), sowie in Dispositionen und Diathesen.
Hier ein Beispiel: Ist die Magen-Darm-Zone weißlich aufgehellt, bedeutet dies „Reizung/Entzündung“ und weist auf die Blüten von Kamille oder Eibisch hin. Deren Schleimstoffe passen wunderbar bei Reizzuständen der Magenschleimhaut in Form von Teeaufgüssen. So spricht jedes Farbmerkmal seine eigene Sprache. Aber nicht jedes Merkmal ist ein akutes Zeichen und macht im Moment der Betrachtung Probleme. Es gibt aber durchaus Hinweise, welches Organsystem man stärken und im Hinterkopf behalten sollte.
Mein Lehrer Klaus Krämer entwickelte über 30 Jahre das „Teerezept aus dem Auge“ und gab sein gesammeltes Wissen an seine Schülerschaft weiter. Und ich bin auch nach 12 Jahren Praxis immer noch erstaunt, wie oft man mit seinen Fragen zu Beschwerden an den Patienten richtig liegt. Natürlich liest man auch häufig Kritik, dass diese Methode nicht funktionieren kann bzw. unwissenschaftlich ist. Wer allerdings über längere Zeit mit dieser Methode gearbeitet hat, möchte in der täglichen Praxis nicht mehr missen.
Pflanzenheilkunde
Die meisten Wirkstoffe der Heilpflanzen sind gut wasserlöslich und können ebenso gut über die Schleimhäute des Verdauungstraktes aufgenommen werden. Nebenbei ist der ungesüßte und gern bittere Heiltee auch noch eine basische Flüssigkeit – über Wochen und Monate kurmäßig getrunken ein guter Gegenpol zur latenten Gewebsazidose, die heute die meisten Menschen heimsuchen dürfte(Stress, Nikotin, Bewegungsmangel, übermäßiger Fleischkonsum, Alkohol, Raffinadezucker/Glucose-Fructose-Sirup, etc.). Und gerade diese nicht spürbare Gewebsazidose steht im Verdacht, ein Auslöser verschiedener Erkrankungen zu sein. Außerdem führt ein Liter mehr Flüssigkeit pro Tag zu einem ganz einfachen Effekt: das Blut wird etwas dünner.
Studiert man nun die älteren Bücher aus dem deutschen Sprachraum, so ist man überrascht, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten von Heiltees sind. Generationen von Kräuterfrauen und Heilkundigen haben sich früh Gedanken gemacht, welche Heilpflanzen bei welchen Indikationen gut zusammenpassen. Wer wirkt mehr in den Lymphbereich? Das Gänseblümchen oder doch die Brennnessel? Einige Rezeptbücher aus den 40/50er Jahren sind eine echte Fundgrube an Inspiration und Heilpflanzenwissen, wobei auch hier die Autoren aus Quellen schöpfen, deren Ursprung noch weiter zurückliegen. Letztlich findet sich auf jedem Kontinent ein ausgeprägtes Heilpflanzenwissen, dessen Genauigkeit einen in Staunen versetzt. Klar – vor ein paar tausend Jahren konnte mensch „nur“ mit dem arbeiten, was ihn umgab. Und hellsichtige und sensible Menschen hatten schon immer spezielle Zugänge zu Wissen. Wie sonst konnten Medizinmänner verschiedener Stämme wissen, dass eine Pflanze, am Morgen gesammelt, eine andere Wirkung hat als wenn man sie mittags sammelt?
Ich mische als Heilpraktiker in der Regel 8 bis 12 Heilpflanzen in eine Teemischung. Dabei ist es wichtig zu wissen, welche Heilpflanzen zusammenpassen und welche erhitzenden oder kühlenden Aspekte vorliegen. Und: wie bitter ist Wermut wirklich – 5 Gramm in der Mischung gehen noch – aber 10 Gramm? Damit bekomme ich der nächsten Behandlung vermutlich eine Handtasche an den Kopf. Hab ich die Kieselsäurepflanze auch mit dabei, um das Immunssystem anzuregen und die Haut zu unterstützen? Sind genügend Gerbstoffpflanzen im Tee, um den Durchfall zu mildern(Schleimhaut wird adstringiert)? Mir wird beim Zusammenstellen des individuellen Teerezepts auf jeden Fall nie langweilig :).
Einige Heilpflanzen besitzen Saponine als Hauptwirkstoffe – leicht blut- und sekretverdünnende Wirkstoffe(z.B, in Roßkastanie oder Efeu zu finden),die gerne bei hartnäckigem Husten mit Verschleimung Anwendung finden. Saponine machen sich aber auch sonst gut in Teemischungen, da sie die Aufnahme anderer Wirkstoffe erleichtern und somit als Wirkverstärker angesehen werden können. Allerdings nicht zu hoch dosiert, da sie bei empfindlichen Individuen leicht die Magenschleimhaut reizen. In diesem Fall macht sich eine schleimhaltige Begleitpflanze wie Eibisch oder Bockshornklee wieder ganz gut…
So, hier endet mein kleiner Ausflug in die Welt der Heilpflanzen und Teemischungen. Ich hoffe eure Sicht auf „Tee“ hat sich etwas verändert und ihr blickt mit mehr Wertschätzung auf die Teepflanzen rechts und links des Weges